Menu
Mindset

Was bedeutet Slow Living?

Nachhaltigkeit, regional Shoppen, natürliche Materialien und ein ganzheitlicher Blick aufs Leben sind Werte, die dich interessieren oder bereits wichtig für dich sind? Dann ist der Begriff Slow Living sicher interessant für dich. Vielleicht ist die Bezeichnung für dich aber auch gar nicht neu.

In dieser kleinen Ecke des Internets möchte ich dich mitnehmen auf meinen Weg in ein entschleunigtes und bewusstes Leben. Das klingt jetzt erst einmal sehr abstrakt und wahrscheinlich bleibt es das auch, denn Slow Living bedeutet für jeden etwas anderes. Ich möchte dir gern hier erklären, was es für mich bedeutet und warum es mir so wichtig ist.

Was bedeutet Slow Living?

Das erste Mal kam ich mit diesem Begriff in Kontakt, als ich mich mehr mit meinem Alltagsstress, der Überforderung und auch Nachhaltigkeit auseinander gesetzt habe. Auch im Bereich Yoga und Achtsamkeit kann dir der Begriff begegnen. Und dabei ist es mehr als ein gehypter Lifestyle. Es ist mehr eine Einstellung zum Leben.

In einer Welt, in der immer alles schneller, höher und weiter sein muss, Burn-Out und Depressionen allgegenwärtig als Begleiterscheinung vom Leben angesehen werden und wir eigentlich non-stop erreichbar, online und überreizt sind, war es eigentlich nur eine Frage der Zeit bis sich eine Hand voll Menschen auf die Suche nach etwas anderem gemacht haben.

Ob dieser Lebensstil aus dem Hyper-Kapitalismus hervor geht, oder doch jeder für sich selbst frei entscheidet sich dem Leistungsdruck hinzugeben, Fakt ist jedenfalls wir leben in einer Leistungsgesellschaft, in der wir irgendwann scheinbar verlernt haben, ohne schlechtes Gewissen einfach eine Pause zu machen.

Nicht umsonst boomen seit einiger Zeit Achtsamkeitstrainings, Yoga-Retreats und auch das Wort Selbstfürsorge prägt ständig die Covers von zahlreichen Lifestyle-Zeitschriften. Zu viel Stress macht krank und unzufrieden. Die Antwort darauf heißt Entschleunigung und ein bewusstes Leben zu führen.

Laut Recherchen hat das Slow Living seinen Ursprung bei dem Italiener Carlo Petini, der gegen die Eröffnung des Fast Food Restaurant mit dem gelben, großen M protestierte, indem er sich dem Slow Food verschrieb.

Slow bedeutet demnach

Sustainable (nachhaltig)
Local (regional)
Organic (natürlich)
Whole (ganzheitlich)

Petini selbst nannte den Schriftsteller Thoreau (der ein Buch über das Leben in den Wäldern schrieb), Nietzsche, Bertrand Russel und selbst die Hippie Bewegung, als diejenigen die den Begriff der Entschleunigung geprägt haben.

„Die größten Ereignisse – das sind nicht unsere lautesten, sondern unsere stillsten Stunden.“

Friedrich Wilhelm Nietzsche

Ich würde mich noch ein wenig weiter aus dem Fenster lehnen und sagen, dass Slow Living der Ursprung unseres eigentlichen Lebens ist, vor der Industrialisierung, in der unser Leben nicht nach der Uhr, sondern der Sonne getaktet war. Das einfache Leben mit viel Handwerk und sehr bewusstem Konsum.
Vielleicht liegt der Ursprung aber auch im Buddhismus. Der Sprung zum bewussten, achtsamen Leben ohne viel Schnickschnack war da seit je her nicht weit.

Mittlerweile gibt es jedenfalls eine richtige Bewegung, die ihr Leben nach einem langsam tickenden Uhrwerk ausgerichtet hat: die Slow Living Movement. Sie haben diese entschleunigte Haltung zum Leben ausgeweitet, auf beinahe alle Bereiche des Lebens:

Slow Food // Slow Fashion // Slow Travel // Slow Money // Slow Parenting // Slow Home uvm.

Meines Erachtens ist es sicherlich schön, sich mit gleichgesinnten auszutauschen und voneinander zu lernen. Sobald es aber dogmatisch oder oberflächlich wird, finde ich, geht es am Ziel vorbei. Es gibt tolle Blogs und Instagram Accounts, die sich dem Thema widmen. Ich merke aber auch, dass diese Art zu leben einige von ihnen auch unter Druck setzt, sie sich ständig optimieren wollen oder sie verbannen, zumindest für Fotos, alles was nicht zu ihrer ästhetischen, dezimierten Einrichtung des Hauses passt, aus ihrem Leben und lassen keinen Platz für Kompromisse.

Slow Living – Entschleunigt leben und was ich darunter verstehe

Auch wenn ich noch nicht mit super viel Praxiserfahrung in diesem Bereich auftrumpfen kann, so habe ich in den vergangenen 1,5 Jahren zumindest sehr viel damit auseinander gesetzt, gelesen und meine Haltung dazu abgewogen.

Haltung – Ich denke das ist der Startpunkt und der Pflaster für den Weg in ein entschleunigtes Leben.

Entschleunigt leben, einen Gang runter zu schalten, öfter mal den Pause Knopf drücken und auf meinem Weg immer wieder achtsam nach links und rechts zu schauen.

Slow Living besteht für mich auf drei Ebenen.

Zunächst die persönliche Ebene. Das bedeutet für mich, dass ich mich frage, wer ich bin, was mir gut tut, welche Werte mir wichtig sind und dann versuche mich Schritt für Schritt genau in diese Richtung zu bewegen. Ein Leben zu leben, das ich für mich lebe und nicht weil alte Glaubenssätze oder die Gesellschaft es mir auferlegen. Mein eigenes Tempo zu finden und meinen Weg immer wieder zu reflektieren, nicht weil ich glaube, dass ich aus mir immer und immer wieder eine bessere Version machen kann, sondern weil ich weiß, dass ich mich schnell von gewissen Dingen, Erfahrungen und Gefühlen lenken lasse, wenn ich nicht zwischendurch mal inne halte.

Welche Gewohnheiten kann ich mir angewöhnen, sodass sie nachhaltig einen positiven Einfluss auf mein Wohlbefinden haben?

Die zweite Ebene ist die meiner unmittelbaren Umgebung. Welchen Einfluss hat mein Denken und Handeln auf die Menschen in meiner unmittelbaren Umgebung? Wie kann ich meine Werte in die Art und Weise einbringen, wie ich unser Zuhause gestalte, so dass ich (und meine Familie) mich wohlfühle und runterkommen kann?
Wie schaffe ich es meinen Kindern meine Werte und Bedürfnisse zu vermitteln, ohne ihre eigenen zu sehr zu beeinflussen? Wie spreche ich achtsam mit meiner Familie, meinen Freunden, meinen Arbeitskollegen und der Bäckerin an der Theke?
Sich selbst immer wieder bewusst zu machen, dass wir einen Einfluss auf unsere Umgebung haben und damit sorgfältig umgehen gehört für mich auf diese Ebene. Beziehungen zu pflegen, sodass sie nachhaltig bestehen bleiben können, um sich ein Dorf zu schaffen, das dabei hilft sich zu unterstützen und somit Stress zu minimieren.

Die dritte Ebene ist die der Gesellschaft und Umwelt. Wozu bin ich auf dieser Welt? Was möchte ich ihr hinterlassen? Hast du dich das einmal gefragt? Das mag vielleicht sehr philosophisch klingen, aber ich denke, wenn wir uns fragen wollen, wie wir ein erfülltes Leben führen möchten, dann kommen wir nicht darum herum uns zu fragen, welchen Einfluss wir mit unserem Sein auf diesem Planten, zu exakt dieser Zeit nehmen wollen.
Und das muss nicht unbedingt geschichtsträchtig sein. Du musst dieser Welt keine Erfindung oder ein Kunstwerk hinterlassen, um eine Bedeutung, einen Unterschied zu machen. Du kannst Teil eines Ganzen, Großen sein und dich für etwas das deinen Werten nahe kommt, einsetzen. Vielleicht entscheidest du dich aber auch einfach dafür deine Kinder zu lieben, ihnen zu helfen ihren Platz in der Welt zu finden und Werte wie Empathie, Toleranz und Neugier in die Welt zu tragen. Was immer es sein mag, ich glaube wenn wir das finden, können wir ein erfülltes Leben führen.

Slow Living bedeutet für mich, kurz und knapp, ein entschleunigtes, erfülltes Leben zu leben, immer mit einem achtsamem Blick auf sich selbst, seinen Platz in dieser Welt und die vielen kleinen Vergnügen und Wunder, die das Leben so bietet.


Hast du dir schon einmal Gedanken über dieses weit gefächerte Thema gemacht, oder stoßt du gerade zum ersten Mal darauf? Was kommt dir in den Sinn, wenn du liest, was ich hier geschrieben habe? Ich freu mich auf deine Kommentare

No Comments

    Leave a Reply