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Hi, ich bin Sarah

Schön, dass du hier her gefunden hast. Setz dich, nimm dir ein bisschen Zeit, atme den Duft deines Tees oder Kaffees tief ein, greif beherzt zu dem Gebäck und ich erzähle dir eine Geschichte über eine bewusste Entscheidung die ich traf:

Vor mehr als 30 Jahren kam ein kleines, zierliches Mädchen in die Schule. Noch braungebrannt aus dem letzten Urlaub in Spanien stand sie stolz auf dem Treppenabsatz der Schule, bekleidet mit einem bunten Kleidchen mit Petticoat (ich liebte es, wenn die Röcke beim Drehen um die eigene Achse durch die Luft wirbelten), schwarze Lackschühchen (hey ja, die haben geglänzt und geklackert – der Traum eines kleinen Mädchens) und einem breiten, stolzen Grinsen bis über beide Ohren. Ich freute mich so sehr auf die Schule.

Es verging nicht viel Zeit und alles was ich tat, war für irgendwen zu langsam.
Meine Mutter schimpfte mit erhobenen Finger und leichtem Lächeln auf den Lippen, wenn ich wieder zu spät zur Schule gekommen war, weil ich auf dem Weg dorthin getrödelt hatte.
Mein Lehrer schimpfte, weil ich aus dem Fenster sah, anstatt zur Tafel und weil ich langsamer schrieb, rechnete und dachte, als die anderen.

Anfangs war das für mich unverständlich. Ich trödelte doch nicht; ich lief nur gern nah an den Sträuchern am Gehweg vorbei, weil es kitzelte, wenn ich beim Gehen mit den Fingerspitzen die Blätter berührte. Manchmal blieb ich aber auch stehen und schaute mir mein Spiegelbild in Schaufenstern der parkenden Autos oder in Pfützen an.

In der Schule schaute ich nicht einfach nur aus dem Fenster. Ich sah zu, wie die Bäume im Wind tanzten, die Vögel über den Schulhof hüpften oder riet in welches Auto der Mann wohl steigen würde, der eben aus der Haustür kam.
Ich schrieb langsamer, weil ich es schön fand, wie der Stift seine Spuren auf dem Papier hinterließ.
Ich rechnete, indem ich mir in der linken Ecke des Klassenzimmers die Zahlen im Kopf als Bonbons vorstellte.
Und wurde ich vom Lehrer etwas gefragt, dachte nicht immer nur über die richtige Antwort, sondern auch gleich über die Fragen nach, die danach entstehen sollten.

Doch je öfter ich hörte, dass ich zu langsam war, desto mehr strengte ich mich an schneller zu werden. Mehr zu schaffen. Mehr zu erledigen.

War ich angepasst, war ich okay.

Ich versuchte es allen recht zu machen, war als Träumerin und Denkerin schon immer harmoniebedürftig, war herzensgut und immer engagiert. Aber es fiel mir immer schwerer nein zu sagen. Nein zu Überlastung, oder auch nein zu Personen die mir nicht gut taten.

Dieser Lebensstil, der geeicht war auf Leistung, eigenen Ansprüchen, Perfektionismus und People-pleasing, holte mich irgendwann ein. Ich war 27 Jahre alt und konnte eines Morgens nicht mehr aus dem Bett steigen und zur Arbeit fahren. Es lag ein dicker Stein auf meiner Brust und ich hatte das Gefühl nicht mehr atmen zu können. Es folgte ein Burn-Out und einige Zeit mit Panikattacken.

Als ich dann irgendwann Mama wurde, wurde es kurzzeitig besser. Ich genoss die Babyzeit so sehr. Das Spazierengehen in der Sonne, diese kleinen Händchen, die meine Finger festumschlungen, den Babyduft und die Stillpausen.

Doch weil ich nie gelernt hatte auf meine eigenen Bedürfnisse zu achten, mich immer wieder hinten an stellte, dauerte es nicht lang und die Erschöpfung, die Hektik und das Alltagskarussell waren zurück und mit ihm die Panikattacken, die Ängste und die tristen Grübeleien.

Als ich irgendwann, durch meine Therapeutin, aber auch durch mein eigenes Bauchgefühl, merkte was mir eigentlich im Leben fehlte und wovon ich zu viel hatte, war mir eines klar:

Ich bin mehr als die Menge an Dingen, die ich jeden Tag von meiner imaginären To-Do Liste streiche. Ich bin liebenswert, auch wenn mich manche Menschen vielleicht nicht leiden können. Und ich bin genug, auch wenn ich mal nichts tue.

Und seit mir das klar geworden ist, bin ich auf der Suche nach diesem kleinen Mädchen, das sich die Zeit genommen hat, den Regentropfen dabei zu zu sehen wie sie am Autofenster bei voller Fahrt um die Wette rennen.

Ich bin auf der Suche nach einem einfachen, bedeutungsvollen, langsamen Leben.
In dem der Moment zählt und sich Augenblicke warm anfühlen.
Ein Leben voller Leichtigkeit, Lachen und süßem Gebäck.

Gehst du ein Stück mit mir mit?